Karaffieren oder Dekantieren?

Bevor ich näher auf diese Methoden eingehe, hier einmal die Begriffserklärung.

Das Karaffieren dient der  Belüftung des Weines, man versucht dem Wein Sauerstoff zuzuführen, damit sich seine Aromen noch besser entfalten könne.

Das Dekantieren dient dazu den “alten” Wein vom vorhandenen Bodensatz zu trennen.

Bei beiden Methoden benutzt man eine Karaffe, die größer sein sollte als die aufzunehmende Weinmenge, so dass sich ein großer Flüssigkeitsspiegel ergibt und damit ein ausreichender Luftaustausch ermöglicht wird. Zu 90% wendet man eine der beiden Methoden bei Rotwein an. Weißweine werden ausschließlich karaffiert.

Das “Lebewesen” Wein durchläuft im Laufe seines Lebens 4 Phasen. Vor allem dieses muss bei einem eventuellen Karaffieren bzw. Dekantieren berücksichtigt werden:

Fruchtphase: Man trinkt junge Weine ihrer frischen Fruchtigkeit wegen. Bei diesen Weinen kann man sich sowohl die eine als auch die andere Methode sparen.

Reduktionsphase (zwischen Frucht- und Genussphase): Hat man sich dazu entschlossen endlich mal ein so genanntes “Schätzchen” zu öffnen sollte man den Wein auf jeden Fall karaffieren. Ziel ist es durch die Luftaufnahme über einen gewissen Zeitraum die Genussphase zu erreichen.  Leider gibt es für das Karaffierenkeine Faustregel. Bei einem 5 bis 8  Jahre alten Barolo können das 2 Stunden sein, ein Bordeaux braucht vielleicht nur 30 Minuten.  Nur so viel: je weiter ein Wein von seiner Genussphase entfernt ist, desto länger die Dekantierzeit. Also probieren, oder auf Erfahrungswerte mit bekanntem Wein zurückgreifen.

Genussphase (reife Weine): Reife Weine sollte man nie karaffieren, sie sollen sich im Glas entfalten und hier ihr Bukett freisetzen. Würde man diese Weine in eine Karaffe gießen, bestünde die Gefahr, dass sie, wenn sie schon sehr reif sind, in die Oxidationsphase übertreten und eine Art Sherryton bekommen, der auf jeden Fall unerwünscht ist.

Oxidationsphase (sehr alte Weine): Diese Weine sollte man Dekantieren, um sie von den bitteren Trubstoffen zu trennen.  Am besten ist es die Flasche einige Tage vor dem Öffnen aufzustellen, damit das Depot zu Boden sinkt.  Dann kann man entweder den Wein gleich vorsichtig in die Gläser schenken, oder man benutzt eine Karaffe und eine Lichtquelle  (Kerze) um den Wein umzufüllen. So kann man genau den Zeitpunkt abpassen, wenn nur noch Trub in der Flasche zurückbleibt.

Veröffentlicht in: Weinwissen, Genuss - Tipps
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